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Familiengeschichten

Familiengeschichten

Lesen Sie hier über die Erfahrungen unserer HaNa-Eltern mit ihrem Frühchen oder chronisch kranken Neugeborenen.

Liebe Eltern und Interessierte, mit dieser Seite (die sich mit der Zeit füllen wird) wollen wir Sie herzlich einladen, über die Erfahrungen anderer HaNa-Eltern zu lesen. Die Familiengeschichten sollen informieren, trösten, Mut machen und Kraft geben.

In Familien mit Frühgeborenen oder chronisch kranken Kindern haben die Eltern und Familienangehörigen oft die gleichen Fragen und Ängste. Wenn man weiß, dass es anderen Familien ähnlich ging, ist es vielleicht leichter, den Alltag optimistisch und gelassener anzugehen.

Wer auch eine HaNa-Familiengeschichte schreiben will, ist uns herzlich willkommen!

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Henri

Unser Sohn Henri wurde im September 2009 in der 29. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt geboren. Er wog 1300g und war 39cm groß. Ursache war eine Infektion, die in der 21. Woche die Fruchtblase seiner Zwillingsschwester platzen ließ und mich daraufhin für 8 Wochen ans Krankenhausbett fesselte. Seine Schwester Helena verstarb leider kurz nach der Geburt und Henri kam auf die Intensivstation, wo er sich anfangs sehr gut machte.

Allerdings brach er nach 24 Stunden ein, was die Ärzte an die Grenzen ihrer Möglichkeiten brachte. Er musste beatmet werden, zog sich Lungenrisse zu, die mit Drainagen versorgt wurden. Henri wurde ins künstliche Koma gelegt und die Beatmung wurde auf eine Art Schüttelbeatmung umgestellt. Außerdem erlitt er noch zwei Hirnblutungen 2. und 3. Grades. Sein Leben hing am seidenen Faden, aber er entschied sich fürs Kämpfen und eroberte sich sein Leben Stück für Stück zurück. 3 Wochen nach seiner Geburt waren die Lungenrisse abgeheilt und wir durften das erste Mal mit ihm Kuscheln. Danach ging es dann recht schnell aufwärts, allerdings brauchte er immer zusätzlichen Sauerstoff und das mit dem Trinken wollte nicht so recht klappen.

Schon zeitig hatten wir Kontakt zu den Mitarbeitern von HaNa. Frau Rüde und Frau Schardt halfen uns zunächst mit dem ganzen Papierkram, für den wir nach den Ereignissen eigentlich so gar keinen Kopf hatten. Außerdem hatten sie immer ein offenes Ohr für Sorgen und Ängste. So wurde uns durch HaNa ein Zimmer in der Nähe der Klinik vermittelt, welches wir direkt nach der Geburt beziehen konnten, sodass wir jederzeit zu Henri konnten.

Die Ärzte meinten, dass Henri nach Hause dürfe, wenn er keinen Sauerstoff mehr brauchte und seine Mahlzeiten selber zu sich nehmen könnte. Leider zeichnete sich ab, dass das sehr lange dauern würde. Mittlerweile ging es auf Weihnachten zu und wir rechneten schon damit, dass wir dieses Fest mit Henri im Krankenhaus verbringen müssten.

Doch dann wurden wir gefragt, ob wir es uns vorstellen könnten, dass Henri mit Magensonde und Sauerstoff nach Hause kommt. Da ich bei der Pflege immer sehr interessiert war, war es für mich klar, dass ich alles tun würde, wenn wir dadurch Henri eher nach Hause bekämen. So lernte ich also, wie man eine Magensonde legt, und HaNa organisierte die Sauerstoffversorgung für zu Hause sowie den Überwachungsmonitor. Wir mussten uns wirklich um nichts kümmern, das wurde uns alles abgenommen. Darüber hinaus wurde uns noch ein Pflegedienst organisiert, der uns in den ersten Wochen daheim für ein paar Stunden am Tag in der Pflege von Henri unterstützte. Gerade da wir doch etwas weiter von München entfernt wohnten und über die Weihnachtsfeiertage war das schon Gold wert. Denn jeden Tag war jemand greifbar, dem man Fragen stellen konnte und der uns unter die Arme griff. Auch die Koordination der Frühförderung wurde von HaNa übernommen. Über diese Hilfe waren wir unheimlich froh, so konnten wir uns voll und ganz auf die Genesung unseres Sohnes konzentrieren.

So fiel der Start in ein Familienleben wesentlich leichter. Auch wenn die Umstellung vom Klinikalltag auf zu Hause anfangs doch etwas schwierig war. In der Klinik haben die Ärzte und Schwestern entschieden, was das Beste für Henri war. Plötzlich aber waren wir als Eltern selber verantwortlich und mussten Entscheidungen treffen. In diese neue Rolle mussten wir erst mal hinein wachsen, was aber dank der gut vorbereiteten Unterstützung recht schnell gelang.

Durch die Hausbesuche von Schwester Barbara und die regelmäßigen Monitorsprechstunden mit Frau Dr. von Poblotzki waren wir auch weiterhin durch HaNa sehr gut betreut. Und mit Frau Schardt hatte ich auch nach der Entlassung aus der Klinik noch einige Gespräche, um die ganzen Geschehnisse zu verarbeiten.

Und Henri tat die Umstellung auf zu Hause auch mehr als gut. Weihnachten verbrachten wir ganz gemütlich zu dritt. Am Tag vor Silvester baute sich Henri die Sauerstoffbrille ab und brauchte seitdem keinen zusätzlichen Sauerstoff mehr. Und Anfang Februar 2010 schafften wir dank einer wunderbaren Hebamme sogar noch mal den Umstieg aufs Vollstillen. Henri brauchte zwar zwei Tage um zu lernen, dass sein Bauch sich nicht mehr auf magische Weise selbst füllte sondern er sich dafür anstrengen musste, aber dann genossen wir beide diese gemeinsame Zeit sehr. Dank der engagierten Mitarbeiter von HaNa konnten wir uns von Anfang an nur auf unseren Sohn und seine Genesung konzentrieren und mussten uns nicht noch mit Ämtern, Behörden oder sonstigen Organisationen herumschlagen. Auch die psychologische Unterstützung durch Frau Schardt war besonders für mich sehr hilfreich.

Mittlerweile geht Henri mit großen Schritten auf seinen dritten Geburtstag zu und hat sich zu einem sehr aktiven und willensstarken kleinen Jungen entwickelt. Die Hirnblutungen hatten glücklicherweise keine negativen Auswirkungen und so bleibt seine einzige Schwachstelle die Lunge. 2011 waren wir mit ihm drei Mal wegen Bronchitis/Lungenentzündung im Krankenhaus, was nicht einfach war. Mittlerweile haben wir die Infekte dank Langzeit-Inhalationstherapie gut im Griff. Mit dem Laufen ließ Henri sich etwas Zeit, dafür ist er jetzt permanent auf Achse. Am liebsten geht er draußen spazieren oder spielt im Sandkasten. Seit einem dreiviertel Jahr plappert er ohne Unterbrechung und führt mittlerweile schon richtige Diskussionen mit uns. Und auch der Bailey-Test Anfang des Jahres bestätigte unseren Eindruck. Er ist zwar etwas klein und leicht für sein Alter aber ansonsten topfit und altersgerecht entwickelt. Einen ganz großen Anteil daran haben natürlich die gute Versorgung in der Klinik nach der Geburt, der problemlose Übergang von der Klinik nach Hause sowie die gut organisierte Frühförderung und die Weiterbetreuung durch HaNa.

Und am allerschönsten für uns alle ist wohl, dass Henri Anfang Mai 2012 großer Bruder geworden ist. Unser Sohn Oskar kam nach 40 Schwangerschaftswochen mit 4380g und 56cm spontan zur Welt. Die Schwangerschaft verlief bis auf eine heftige Übelkeit am Anfang und kleinere Wehwehchen problemlos. Um die kritischen Tage herum war es natürlich für mich nicht so ganz einfach, weil das Kopfkino in mir verrückt spielte, aber alles in allem war es doch eine sehr schöne Schwangerschaft. Die Geburt war lang und heftig, aber dennoch ein einmaliges Erlebnis, welches mich auch ein bisschen mit der Geburt von Henri und Helena ausgesöhnt hat.

Dresden, im Juli 2012